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Bärenmarkt

Der Bärenmarkt steht an der Börse für anhaltend sinkende Kurse. Der exakte Zeitpunkt für den Beginn des Bärenmarktes lässt sich dabei erst im Nachhinein ausmachen. Ein Bärenmarkt kann entweder nur von kurzer Dauer sein, oder aber über mehrere Jahre andauern. Für den Anleger ist es wichtig, diese Marktphase möglichst frühzeitig festzustellen, um sich zum richtigen Zeitpunkt aus den Märkten zurückziehen zu können.

Um einen solchen Marktzustand zu erkennen, gibt es für die Anleger unterschiedliche Regeln. Zu den wichtigsten Erkennungszeichen gehören dabei die 2-Prozent-Regel, die 3-Monats-Regel sowie die Zwei-Drittel/Ein-Drittel-Regel, die wir Ihnen im folgenden Ratgeber detailliert näherbringen wollen. Darüber hinaus erklären wir Ihnen, was man genau unter einem Bärenmarkt versteht und wie sich eine Korrektur von einem Bärenmarkt unterscheiden lässt.

Was ist ein Bärenmarkt?

Wenn am Aktienmarkt über einen längeren Zeitraum sinkende Kurse zu verzeichnen sind, spricht man von einem Bärenmarkt bzw. einer Baisse (= Rückgang). Es ist dabei nicht explizit festgelegt, wie nachhaltig ein Markteinbruch sein muss, um als Bärenmarkt zu gelten. Schnelle, abrupte Kurseinbrüche werden meist als Korrektur bezeichnet und müssen nicht zwangsläufig zu einem Bärenmarkt führen. Der Bär wurde für diesen Marktzustand als Symbol gewählt, da er seine Beute mit Prankenhieben von oben nach unten angreift. Diese Bewegung von oben nach unten symbolisiert das Fallen der Kurse. Das Gegenteil vom Bärenmarkt ist der Bullenmarkt bzw. die Hausse (= Anstieg), der entsprechend für anhaltend steigende Kurse steht.

Woran erkennt man einen Bärenmarkt?

Da man nicht bei jeder Korrektur von einem Bärenmarkt spricht, sollte man sich unbedingt mit der Frage beschäftigen, was einen Bärenmarkt ausmacht. Charakteristisch für den Bärenmarkt sind sinkende Kurse, die über einen längeren Zeitraum andauern. Zu unterscheiden ist der Bärenmarkt von anderen Marktzuständen, bei denen es zu Preiseinbrüchen kommt (z.B. Korrekturen oder Marktzusammenbrüchen). Im Folgenden möchten wir deshalb zeigen, mit welchen Regeln man einen Bärenmarkt erkennen kann.

2-Prozent-Regel

Kennzeichnend für einen Bärenmarkt ist, dass es Monat für Monat vom letzten Hochpunkt des Bullenmarktes bis zum Tiefpunkt des Bärenmarktes zu einem Verlust von zwei Prozent kommt. Sind die Kursrückgänge beim intakten Bullenmarkt hingegen drastischer, spricht dies eher für eine Korrektur. Das ist zum Beispiel dann der Fall, wenn es nach einem Hochpunkt unmittelbar um einen zweistelligen Prozentwert nach unten geht.

Dementsprechend lässt sich mithilfe der 2-Prozent-Regel viel einfacher ein Bärenmarkt erkennen und von anderen Marktzuständen unterscheiden. Ein gutes Beispiel aus der Vergangenheit ist der Bärenmarkt in den 1970er Jahren im S&P 500, in dem die 500 größten börsennotierten US-amerikanischen Unternehmen erfasst sind.

Die 2-Prozent-Regel beim Bärenmarkt

3-Monats-Regel

Eine weitere Regel im Falle einer Konsolidierung des Aktienmarktes ist die sogenannte 3-Monats-Regel. Diese besagt, dass Anleger grundsätzlich nicht innerhalb der ersten drei Monate aus dem Markt aussteigen sollten.

3-Monats-Regel beim Bärenmarkt

Ein geringer Kursabschwung in Form einer Konsolidierung führt vor allem bei unerfahrenen Anlegern zu unnötiger Panik. Die Folge: In vielen Fällen verpassen die Anleger, die sich sofort aus dem Markt zurückziehen, die nächste Aufwärtsbewegung.

Nichtsdestotrotz sollten Anleger im Falle einer Konsolidierung natürlich prüfen, ob es Anzeichen wie ein Aktienüberangebot oder Euphorie gibt. In diesem Fall kann es ausnahmsweise tatsächlich sinnvoll sein, nicht erst drei Monate abzuwarten, sondern möglichst zeitnah aus dem Markt auszusteigen.

„Bullenmärkte verabschieden sich mit einem Wimmern, nicht mit einem Knall“ (Ken Fisher)

Zwei-Drittel/Ein-Drittel-Regel

Charakteristisch für einen Bärenmarkt ist darüber hinaus die Tatsache, dass zwei Drittel des gesamten Kursrückgangs im letzten zeitlichen Drittel des Bärenmarktes auftreten. Wichtig für Anleger ist es daher zunächst zu überprüfen, ob es sich bei dem Marktzustand um eine Korrektur oder bereits um eine Trendwende handelt.

Diese sogenannte Zwei-Drittel/Ein-Drittel-Regel lässt sich noch besser mit einem Blick auf die Kursentwicklung des amerikanischen S&P in den Jahren 1973 bzw. 1974 verstehen. Hier dauerte der Bärenmarkt/Kurseinbruch nämlich 21 Monate. Während in den ersten Monaten „nur“ ein Minus von 14 Prozent zu beobachten gewesen ist, waren es in den letzten sieben Monaten knapp 40 Prozent.

Ein-Drittel-/Zwei-Drittel-Regel beim Bärenmarkt

Wer als Anleger nach der Zwei-Drittel/Ein-Drittel-Regel agiert, hat die Chance, einen großen Teil des Abschwungs zu umgehen.

Korrektur oder Bärenmarkt?

Im Prinzip lässt sich eine Korrektur relativ einfach von einem Bärenmarkt unterscheiden – trotz der Tatsache, dass es in beiden Fällen im Kursverlauf zu Abwärtsbewegungen kommt. Korrekturen treten prinzipiell überraschend auf. Sie führen zu kurzfristigen und teilweise heftigen Abwärtsbewegungen.

Oft ist in dieser Phase mit einem zweistelligen Kursrückgang (meist zwischen 10 und 20 Prozent) zu rechnen. Im Normalfall ist eine Korrektur aber auch in sehr kurzer Zeit wieder beendet, sodass es zu keinem dauerhaften Abwärtstrend kommt. Meist gibt es für eintretende Korrekturen einen entsprechenden Auslöser. In der Vergangenheit waren das etwa die Eskalation der Euro-Krise (2011), die Griechenland-Krise (2012) und der Russland-Ukraine-Konflikt (2015). In einem gewissen Umfang gelten Korrekturen dabei als nützlich. Sie können den Markt vor einer Überhitzung bewahren und die Lebensdauer des Bullenmarktes damit verlängern.

Ein Bärenmarkt kündigt sich deutlich weniger spektakulär über einen längeren Zeitraum an. Und genau das ist zugleich die größte Gefahr des Bärenmarktes. Dem Anleger wird durch den anhaltenden moderaten Kursabschwung von etwa zwei Prozent pro Monat (siehe 2-Prozent-Regel) vorgegaukelt, dass jetzt der ideale Einstiegszeitpunkt ist – doch das Gegenteil ist der Fall (siehe Zwei-Drittel/Ein-Drittel-Regel).

Für den Beginn eines Bärenmarktes gibt es grundsätzlich zwei Auslöser. Auf der einen Seite kann der bisherige Bullenmarkt durch einen Keulenschlag aus der Bahn geworfen werden. Die andere Möglichkeit ist, dass beim Bullenmarkt die Erwartungshaltung die Realität bereits enteilt hat.

2018 – Korrektur oder Bärenmarkt?

Mit Blick auf die Erkennungszeichen für Korrektur und Bärenmarkt lässt sich feststellen, dass es aktuell kaum Anzeichen für einen Bärenmarkt gibt. Die Hinweise der steilen Abwärtsbewegung zum Jahresende 2018 sprechen für eine von der Marktstimmung getriebene Korrektur. Darüber hinaus ist das „Gefahrenpotenzial“ für einen größeren Keulenschlag zum gegenwärtigen Zeitpunkt viel zu gering, als dass mit einem Bärenmarkt gerechnet werden kann.

Fazit

Wer als Anleger die 2-Prozent-Regel, die 3-Monats-Regel sowie die Zwei-Drittel/Ein-Drittel-Regel beachtet, hat gute Chancen, einen bevorstehenden Bärenmarkt möglichst frühzeitig zu erkennen. Damit kann er sich zum richtigen Zeitpunkt aus dem Markt zurückziehen und einen Großteil des drohenden Abschwungs umgehen. Wichtig ist es dabei, einen Bärenmarkt, also anhaltend sinkende Kurse, von einer Korrektur, bei der es zu kurzfristigen und heftigen Abwärtsbewegungen kommt, unterscheiden zu können. Im Jahr 2018 sprechen die Anzeichen eher nicht für einen Bärenmarkt, sondern stattdessen für eine Korrektur, die hauptsächlich von der Marktstimmung getrieben wurde.

Autor:
Christian Finkenbrink

Quellen:


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